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Mobile Maschinen 1/2016

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STEUERUNGEN UND

STEUERUNGEN UND REGELUNGEN I INTERVIEW „Trial and Error will niemand mehr“ Hydraforce geht mit eigenem Versuchslabor neue Wege Peter Becker Ein neues Werk, ein neues Versuchslabor, neue Produkte, verbessertes Engineering. Hydraforce bietet in diesen Tagen jede Menge Gesprächsstoff. Wir sprachen auf der Agritechnica mit den führenden Vertriebsspezialisten des internationalen Unternehmens in Deutschland über diese Themen und vieles mehr. Peter Becker, Redakteur, Mobile Maschinen Hydraforce ist ein weltweit agierender Hersteller von Einschraubventilen, Ventilsteuerblöcken, elektro-hydraulischen Steuerungen und elektrischen Fahrzeugsteuerungen. Die Hauptfirmensitze liegen in Chicago und Birmingham. Der deutsche Markt ist wegen der Vielzahl an OEMs von großer Bedeutung für das Unternehmen. In Deutschland betreibt Hydraforce eine Vertriebsniederlassung in Zweibrücken. Von dort aus betreut Sascha Reinhardt die Kunden in Deutschland, sowie Österreich und Schweiz. Markus Bissbort ist verantwortlich für die Anwendungstechnik in Deutschland. Mobile Maschinen besuchte die Speerspitzen des Deutschland-Vertriebs im vergangenen November in Hannover auf der Agritechnica, um über Vergangenes, Aktuelles und Zukünftiges zu sprechen. Herr Reinhardt, Herr Bissbort, wir sind auf der Agritechnica, der Leitmesse für die Landtechnik. Welche Rolle spielen die Messe und der Agrarsektor für Hydraforce? Reinhardt: Die Landtechnik ist unser wichtigster Markt und die Agritechnica ist für uns in Europa – gemeinsam mit der bauma – die wichtigste Messe. Wir haben weltweit knapp 50 % unseres Umsatzes in der Landtechnik und die Bedeutung dieses Sektors wird für uns auch weiterhin wachsen. Allein schon aus dem Grund, dass die Elektrohydraulik immer wichtiger für diese Branche wird. Welche Innovationen zeigen Sie hier in Hannover? Bissbort: Für die Landtechnik zeigen wir sogenannte Multifunktionsventile, die in Hubwerkssteuerungen von Traktoren oder Erntemaschinen eingesetzt werden können. Diese haben nachgeschaltete Druckwaagen und sind trotzdem sitzdicht. Wir präsentieren Systemlösungen für die automatische Lenkung – Lenkung per GPS oder Steerby-wire – ebenfalls für Trak toren und Erntemaschinen. Zudem zeigen wir verschiedene Federungslösungen, beispielsweise Achs- und Kabinenfederungen: von der einfachen passiven Federung bis hin zur Federung mit adaptiver Federkennlinie inklusive proportionaler Dämpfung bei der die Software das System an den 18 Mobile Maschinen 1/2016

INTERVIEW I STEUERUNGEN UND REGELUNGEN Betriebszustand der Maschine anpassen kann. „Nach der Agritechnica“ heißt in diesen Tagen „vor der bauma“: Was können die Messebesucher in München von Hydraforce erwarten? Bissbort: Ein gutes Beispiel für den Übergang zwischen Agritechnica und bauma sind jene Produkte, die wir für Teleskoplader zeigen, die sowohl im Agrar- als auch im Bausektor eingesetzt werden. Hier zeigen wir Systeme zur dezentralen Hydraulik. Das heißt, es gibt nicht mehr nur einen Steuerblock in der Maschinen, sondern mehrere Steuerblöcke, die direkt am Zylinder sitzen. So wird der Bauraum optimal genutzt und es lassen sich Energieeinsparungen realisieren. Energieeinsparung sowie –rückgewinnung sind generelle Trends, die wir auch bei Baumaschinen sehen. Zudem werden wir auf der bauma erneut Federungslösungen präsentieren. In diesem Fall wird es sich allerdings hauptsächlich um Auslegerfederungen handeln, die z. B. in Rad- und Teleskopladern oder Baggern Anwendung finden. Reinhardt: Darüber hinaus werden unsere Ventile für den Flow-Sharing-Betrieb zu sehen sein. Mit dieser neuen Generation von Ventilen können wir den Durchfluss lastunabhängig verteilen. Diese können dann alternativ zu den klassischen Scheibenventilen eingesetzt werden. Da haben wir in der Cartridge-Technik einige Vorteile, da wir die Baugröße der Ventile an die Funktion anpassen können. Bei klassischer Funktion muss der Konstrukteur die Baureihe der Ventilscheibe am größten Verbraucher ausrichten. Bei Cartridge- Ventilen können Anwender ein 30l-Ventil für einen kleinen Verbraucher verwenden und für einen großen ein 200l-Ventil. Die Steuerblöcke können so aufgebaut werden, dass die Anschlüsse an den Stellen sind, die sich der Kunde wünscht und nicht dort, wo sie angegossen sind. Bissbort: Senkbremsventile sind ein weiteres wichtiges Thema im Segment Baumaschinen. Sie finden derzeit in fast allen Maschinen Anwendung. Wir haben verschiedene Konzepte, um ohne Senkbremsventile zu arbeiten, bzw. sie in modifizierter Form zu nutzen, um Kosten und Energie zu sparen. Vor einigen Monaten hat Hydraforce ein neues Werk in Birmingham eröffnet. Welche Gründe sprachen für den Neubau? Reinhardt: Wir wachsen aktuell sehr stark in Europa und gehen davon aus, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird. Unser altes Werk in Birmingham ist einfach zu klein geworden. Darüber hinaus besetzen wir die Antriebstechnik in Europa noch nicht in dem Maß, wie wir es uns vorstellen. Wir planen, uns verstärkt im Bereich Getriebetechnik und Elektrohydraulik zu positionieren. Mit unserem neuen Werk haben wir die Produktionsfläche in Birmingham um 250 % gesteigert. Weiterhin haben wir nun auch in Europa ein großes Anwendungslabor. Bissbort: Das Versuchslabor verfügt über modernste Prüfstandtechnik. Der größte Prüfstand hat einen Maximaldruck von 420 bar bei 600 l/min. Damit sind wir in der Lage für fast alle Maschinen, zu denen wir Produkte liefern, komplette Systemtests durchzuführen. Weiterhin können wir nun die Maschine ins Werk auf ­ nehmen und vor Ort umrüsten, testen und 02 Systemlösung für GPS-gesteuertes Lenken 01 Das neue Werk in Birmingham mit einer Fläche von 11 150 m 2 03 Beispiel für dezentrale Hydraulik. Der Steuerblock sitzt direkt am Zylinder 04 Integrierte Lösungen von HydraForce werden beispielsweise bei Federungssystemen eingesetzt Mobile Maschinen 1/2016 19

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