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Mobile Maschinen 1/2020

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Mobile Maschinen 1/2020

PROZESSTECHNIK

PROZESSTECHNIK Innovative Entwicklungen im Themengebiet der Prozesstechnik dienen der Effizienzsteigerung von Prozessen, führen zur Kraftstoffeinsparung und bieten acker- sowie pflanzenbauliche Vorteile. Im Produkt segment der selbstfahrenden Erntemaschinen und insbesondere bei Mähdreschern ist die stetige Entwicklung am deutlichsten zu erkennen. Die exakte und leistungsfähige Führung des Erntematerials durch die Maschine ist von zentraler Bedeutung bei der Entwicklung dieser mobilen Arbeitsmaschinen. Mit dem Ziel, die Dreschleistung von Schüttlermähdreschern zu erhöhen, entwickelte Claas ein völlig neugestaltetes Dreschwerk. Das „APS Synflow Walker“-Dreschwerk besitzt hinter der auf einen Durchmesser von 75,5 cm ver größerten Dreschtrommel eine zusätzliche Abscheidetrommel mit 60 cm Durchmesser. Dies führt insgesamt zu einem reduzierten Dreschkorbumschlingungswinkel aber einer vergrößerten Dresch weglänge. Drehzahlen und Korbspaltweiten der Dreschtrommel und der neuen Abscheidetrommel sind synchronisiert und hydraulisch verstellbar, wodurch eine zusätzliche Einstellung durch den Bediener entfällt. Neben der Steigerung der Dreschleistung 01 Das „APS Synflow Walker“-Dreschwerk von Claas besitzt hinter der vergrößerten Dreschtrommel eine zusätzliche Abscheidetrommel wurde auch der Aufwand zum Umrüsten bei Fruchtwechseln durch seitlich ausziehbare Dresch- und Abscheidekorbteile reduziert. Eine weitere Verbesserung, durch die eine Erhöhung der Durchleistung erzielt wird, zeigte CNH mit der sogenannten „CX Threshing“-Technik. Technisch werden hier Schlagleistenelemente auf der Dreschtrommel gegenseitig über Umfang und Trommellänge versetzt. Diese neue Anordnung führt zu einem kontinuierlicheren Lauf mit einer Reduzierung von Schlageffekten und einer Erhöhung von Reibeffekten beim Dreschvorgang. Die automatische Maschinenanpassung auf unterschiedliche Fruchtarten und Eigenschaften der Früchte ist seit vielen Jahren ein wichtiges Thema in der Mähdrescherentwicklung. Neben der Regelung von Parametern der zentralen Organe wie Dreschwerk, Abscheidung und Reinigung wird bei Claas nun auch auf die automatische Anpassung des Strohhäckslers eingegangen. Diese fruchtartabhängige Einstellung von Gegenschneide und Reibleiste erspart eine manuelle Umrüstung per Hand und kann Kraftstoffeinsparung und pflanzenbauliche Vorteile mit sich bringen. DETAILLÖSUNGEN Neben den großen Herstellern zeigten auch kleinere Unternehmen Detaillösungen zu zentralen Elementen der Prozesstechnik oder auch speziell für Sonderfrüchte angepasste Selbstfahrer. So zu finden in Doppelmessermähbalken einiger Grünlandmähwerke. Durch stabilere Halterung der Messer wird eine verbesserte Auflage der Ober- und Unterklingen mit einem kleineren Spalt erzeugt. Der Messerbalken Biduxx von ESM besitzt damit eine reduzierte Reibung und eine verbesserte Schnittwirkung, was sich in reduziertem Verschließ und Kraftstoffverbrauch wiederspiegelt. Bei der Produktion von Salaten wie Rucola oder Babyleaf stellt die Ernte für die Erzeuger einen sehr kosten- und zeitintensiven Prozessschritt dar. Darauf reagierte das Unternehmen Hortech mit seiner vollautomatisierten selbstfahrenden Erntemaschine „Ventum“. Die Maschine fasst erstmalig Ernte, Aufbereitung, Verpackung und Erntegutübergabe in einem Prozess zusammen. Diese vollautomatisierte Ernte führt zu einer deutlichen Effizienzsteigerung und Kostenreduzierung der Produktion. ANTRIEBSSTRANG Der Trend zur Ausstattung von Maschinen mit Raupenlaufwerken setzte sich im Jahr 2019 weiter fort. Für den Einsatz unter schwie rigen Bedingungen hat KRONE den Feldhäcksler „Big X“ mit Bandlaufwerken an der Vorderachse ausgestattet. Zum Einsatz kommen Dreiecksraupen des niederländischen Herstellers Zuidberg. Da dieses System keine Vorgewendeschonung wie Beispielsweise der „Jaguar Terra Trac“ von Claas besitzt, kann die Maschine für den Einsatz im Grünland einfach auf die normale Radversion zurückgerüstet werden. HÖHERE AUFSTANDSFLÄCHE Ebenfalls mit Laufwerken von Zuidberg hat Claas den „Xerion TS“ ausgestattet. Durch den Einsatz von vier gleichgroßen Dreiecksraupen mit einer Bandbreite von 762 mm kann bei einer maximalen Außenbreite von 3 m die Aufstandsfläche um 25 % erhöht werden. Dabei steigen das Leergewicht auf 24 t und das zulässige Gesamtgewicht auf 30 t. In Saatengrün konnte auch der „Axion Terra Trac“ in der serienreifen Ausführung betrachtet werden. Dieser kommt mit zwei Motorisierungen als 930 und 960 sowie mit vier unterschiedlichen Bandbreiten von 457 bis 890 mm. Claas gibt ein Leergewicht von 16,5 t und ein zulässiges Gesamtgewicht von 22 t an. Mittels der bekannten Federung in den „Terra Trac“ Laufwerken ist zusätzlich an der Hinterachse eine Höhenverstellung von 120 mm zur Anpassung der Koppelpunkte an das Arbeitsgerät möglich. Eine Neuentwicklung stellte John Deere mit dem „8RX“ vor. In Zusammenarbeit mit Camso wurden die Laufwerke entwickelt. An der Vorderachse werden kleinere Einheiten gegenüber der Hinterachse verwendet, um größere Lenkeinschläge zu ermöglichen. So ist der Wenderadius rund einen Meter geringer als bei der Radversion „8R“ und verhindert im Vergleich zur Vollraupe „8RT“ das Aufschieben von Erdwällen. Für die Implementierung der Raupen besitzt der Traktor andere Vorder- und Hinterachsen als die Radversion „8R“. Die Bandbreiten decken den Bereich von 450 bis 760 mm ab und das immer mit einer maximalen Außenbreite von 3 m. Laut John Deere besitzt der „8RX“ ein Leergewicht von 18,7 t bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 24 t. 34 Mobile Maschinen 2020/01 www.mobile-maschinen.info

LANDWIRTSCHAFTSREIFEN FÜR BIS ZU 100KM/H Für sogenannte Agro-Trucks stellte Alliance den 398 MPT (High Speed Flotation Truck Tire) vor. Der von der DLG mit einer Silbermedaille prämierte Landwirtschaftsreifen, ist der Erste, der für Fahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h zugelassen ist. Bei bisherigen Technologien waren die Geschwindigkeiten auf 65 km/h begrenzt. Mit dem „Direkttransportkonzept“ kann der Lkw nun bodenschonend auf dem Feld eingesetzt werden und danach auch über weite Wegstrecken mit einer hohen Geschwindigkeit auf der Straße fahren. Ein Überladewagen bei der Getreide ernte kann so ersetzt werden. Ermöglicht wird dies mit der speziellen „Ganzstahlkonstruktion“ und den S-förmigen Mittelblöcken im Profil. Im Feld kann dadurch der Luftdruck auf 0,8 bar abgesenkt werden. Auf der Straße sorgt ein maximaler Luftdruck von 6,5 bar für den kraftstoffeffizienten Transport. FLEXIBLER EINSATZ DANK EIGENS ENTWICKELTER SCHNITTSTELLE AVL präsentierte ein modulares, elektrifiziertes Traktorkonzept. Der auf die Arbeit im kommunalen Bereich ausgerichtete Traktor verfügt über zwei angetriebene Achsen mit momentan jeweils 25 kW Antriebsleistung. Die elektrische Versorgung kommt aus einem Batterie-Rundzellenpaket mit einer Kapazität von 140 kWh bei einer Betriebsspannung von 700 V. Dieses ist mit einem modularen Schnellladesystem ausgerüstet. Der Antriebsstrang wird ergänzt durch ein pneumatisches Powerpaket, ein integriertes Kühlsystem, eine Arbeitshydraulikeinheit und eine Allradlenkung. Das Chassis ist mit einer eigens entwickelten Schnittstelle für Aufbauten und Anbaugeräte zur elektrischen, hydraulischen und mechanischen Kopplung ausgestattet. Dies ermöglicht einen flexiblen Einsatz der Maschine, beispielsweis als Kommunalfahrzeug im Winterdienst oder als Schmalspurtraktor im Weinbau. Optional ist je nach Aufbau eine Erweiterung mit einem zusätzlichen Batteriepaket möglich. Die Realisierung der Lenkung als Steer-by-Wire ist in Planung. Das Unternehmen AVL nutzt die Konzeptentwicklung als Grundlage, um Unternehmen externe Entwicklungen in Bezug auf die Anpassung an neue Gesetze, gestiegene Performance und vollständigen Neuentwicklungen anzubieten. 02 Der Alliance 398 MPT ist der erste Landwirtschaftsreifen, der für Fahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h zugelassen ist In Bezug auf strengere Gesetzgebungen zum Abgasausstoß landwirtschaftlicher Fahrzeuge und zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen stellte das Unternehmen Fiat Powertrain Technologies, zu CNH Industrial gehörend, den neuen Erdgasmotor „N67“ vor. Der 6-Zylinder-Reihenmotor hat eine maximale Leistung von 180 kW bei 1 800 U/min und ein maximales Drehmoment von 1 035 Nm bei 1 500 U/min. Als Treibstoffe können beim N67 neben Erdgas (CNG) und Flüssiggas (LNG) auch Biomethan zum Einsatz kommen. FPT verspricht einen 10 % geringeren CO 2 - Ausstoß unter realen Einsatzbedingungen, wobei in Kombination mit einem Drei-Wege-Katalysator die neuste Abgasnorm erfüllt wird. Das Wartungsintervall liegt bei dem Motor bei 600 Stunden. Ein erster Demonstrator des Motors wurde dabei in einem Biomethantraktor des Schwesterunternehmens CASE gezeigt. Bondioli & Pavesi wurde ebenfalls für seine „Continuously Va riable Transmission Unit“ mit der Systems & Components Trophy ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um ein leistungsverzweigtes Getriebe, das für die Montage auf der Deichsel vorgesehen ist und mit der Zapfwelle des Traktors verbunden wird. Das Getriebe ermöglicht eine breite Anpassung von Zapfwellendrehzahl und -moment, was auf der Agritechnica am Beispiel eines Futtermischwagens gezeigt wurde. BEDIENKOMFORT Die Unterstützung und Entlastung des Fahrers während der Arbeitszeit sind Kernthemen bei der stetigen Weiterentwicklung des Bedienkomforts. Viele der in diesem Bereich vorgestellten Neuheiten wurden mit der DLG-Silbermedaille ausgezeichnet. Dabei stehen digitale und automatische Systeme, die den Arbeitsplatzkomfort erhöhen, die Bedienung vereinfachen oder vollständig übernehmen und so dem Fahrer helfen, richtige Entscheidungen für notwendige Prozesseinstellungen zu treffen, im Vordergrund. GEZIELTE BEDIENERFÜHRUNG Ein Bespiel für die effiziente Übermittlung von relevanten Informationen stellte Grimme mit dem „SmartView“ vor. Das Kamerasystem gibt nicht nur ein Bild auf einem Display wieder, sondern lenkt die Aufmerksamkeit des Bedieners gezielt auf entscheidende Informationen. Es ist in der Lage bei bestimmten, einstellbaren Events das Kamerabild zu wechseln. Damit können dem Bediener kritische Situationen im Gut- und Materialfluss der Maschine aufgezeigt werden, um auf entstehende Probleme frühzeitig zu reagieren. Das System ist zusätzlich in der Lage, Zeitlupenaufnahmen anzufertigen und ausgewählte Bildbereiche vergrößert darzustellen, wodurch der Bediener Prozesse besser analysieren und die Maschine optimal einstellen kann. Zudem ist es möglich, diese Prozessbilder für die spätere Auswertung zu speichern. Neben der Unterstützung in der Bedienung können solche Systeme auch die Prozessdokumentation und das Betriebsmanagement vereinfachen und ver bessern. Ein Beispiel ist der „R Connect Monitor“ von Ropa. Neben Sensordaten der Maschine zeichnet diese automatisierte Auftragsdokumentation auch Bilder von Maschinenprozessen und den gegebenen Erntebedingungen auf. Für die einfache und intuitive Bedienung verschiedener Arbeitsgeräte wird bei Traktoren viel Wert auf eine Verbesserung der Ergonomie gelegt. In der neuen Traktorkabine von Fendt lassen sich adaptive Elemente für die Handhabung der Maschinen individuell mit Funkti- www.mobile-maschinen.info Mobile Maschinen 2020/01 35

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